Erstmals auf Tuchfühlung mit dem Rettungsdienst ging Carina Balzer 2010 – im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) ließ sich die junge Frau als Rettungssanitätern ausbilden, blieb der „Blaulichtfamilie“ anschließend auch im Ehrenamt in der örtlichen DRK-Bereitschaft treu. Und lernte damals schon Thomas Linhart kennen, den Leiter der Malteser-Dienststelle in Albstadt. Beruflich half Balzer auch anschließend hilfebedürftigen Menschen – als Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Frauenklinik in Tübingen. Zugleich bekam die Albstädterin zwei Kinder: Maximilian (5) und Rosalie (3) brachten nicht nur viel Glück, sondern auch familiäre Pflichten mit sich – die lange Wegstrecke zur Arbeit in die Unistadt war da nicht von Vorteil. Im September 2021 schlug dann ihr neuer Partner – selbst Notfallsanitäter-Auszubildender bei den Maltesern – ihr vor, es selbst bei den Maltesern zu probieren: Und die Rettungssanitäterin stieg auf Minijobbasis ein. Schnell war sie Feuer und Flamme – kündigte in Tübingen und nahm eine 50-Prozent-Stelle bei den Maltesern an, die sie inzwischen weiter aufgestockt hat. „Die Rettungswache ist sehr modern eingerichtet, Fahrzeuge und Ausstattung sind auf dem aktuellsten Stand.“, sagt Carina Balzer und ergänzt „Und gemeinsam mit den tollen Kolleginnen und Kollegen macht das Arbeiten jeden Dienst auf`s Neue Spaß.“.
Besonders schätzt Balzer, dass sie sich im Ärztlichen Bereitschaftsdienst und auch im Krankentransport auf den einzelnen Patienten konzentrieren, auf den Mensch eingehen kann. Dabei hat die 34-Jährige im Zusammenspiel mit einer Ärztin des Bereitschaftsdienstes auch schon ein Leben gerettet. „Wir wurden zu einer Frau mit Zahnschmerzen gerufen“, erinnert sich Balzer und gibt zu: „Das klang schon ein wenig lapidar.“ Doch vor Ort schalten die beiden Helfenden sofort, schreiben ein Zwölf-Kanal-EKG. Das Ergebnis: „Aus den vermeintlichen Zahnschmerzen ist ein ordentlicher Herzinfarkt geworden.“ Während sich die Ärztin um die Erstversorgung kümmert, alarmiert Balzer den Rettungswagen und den Notarzt nach, ehe sie wieder die Ärztin unterstützte. „Das hat im Zusammenspiel alles wunderbar gepasst.“ Gerne denkt die 34-Jährige auch an einen Patienten zurück, den sie im Krankentransportwagen (KTW) zu einer Palliativstation verlegte. Der sterbenskranke Mann sagte kein Wort und schloss immer wieder die Augen – und reagierte erst, als Balzer ihm die Hand reichte. „Er hat die ganze Zeit über meine Hand gehalten und nicht mehr losgelassen.“ Diese Nähe, diese Zeit für den Einzelfall kannte Balzer aus dem Klinikalltag so nicht: „Da musste man gefühlt immer zwanzig Dinge gleichzeitig machen.“ Deshalb sagt Balzer heute auch, dass sie die Arbeit auf der Wöchnerinnenstation geliebt habe – nun aber bei den Maltesern ihren Traumjob gefunden habe. „Hier hat man wirklich Zeit für den einzelnen Patienten.“
Dessen Vereinbarkeit mit der Familie ist aber nicht einfach – und wird ihr doch ermöglicht. Nicht nur von den Maltesern, sondern auch von ihrem Partner, der Familie und ihrem Ex-Mann, wie die 34-Jährige dankbar betont. „Ein bis zweimal in der Woche sind die Kinder zuverlässig bei der Oma, jedes zweite Wochenende beim Ex-Mann“, erklärt Balzer. Und auch bei den Maltesern werden ihr keine Steine in den Weg gelegt: Als zunächst geringfügig Beschäftigte (GfB) konnte Balzer ihre möglichen Arbeitszeiten ohnehin vorab mitteilen; ein Verfahren, dass Dienststellenleiter Linhart jetzt auch ermöglicht, nachdem Balzer ihre Arbeitszeit deutlich aufgestockt hat. Von Vorteil ist dabei auch, dass ihr Partner ebenfalls auf der Rettungswache arbeitet. Wird es einmal eng, plant Linhart die beiden in wechselnden Schichten ein: So ist immer jemand zu Hause bei den Kindern.
Deshalb ist Carina Balzer auch allen dankbar, die ihr die berufliche Entwicklung und zugleich eine gute Mama zu sein, ermöglichen. „Ich finde es nicht selbstverständlich, dass ich mit zwei kleinen Kindern 70 Prozent im Schichtdienst arbeiten kann“, sagt Balzer. „Und ich finde es auch nicht selbstverständlich, dass ich Menschen in meinem Leben habe, die mich dabei unterstützen.“ Insbesondere schließt sie dabei auch die Malteser mit ein: „Und es ist nicht nur mein Partner, der mich unterstützt, es sind auch meine Eltern, Freunde und auch mein Arbeitgeber, der mir diese Flexibilität gibt, so arbeiten zu können wie ich es kann.“