Gemeinsame Fortbildung von Rettungsdienst, Klinikpersonal und Notärzten in Reutlingen

Kursleitung und Referenten (v.l.n.r): Dr. Stefan Kühner. Dr. Christoph Zimmermann, Torsten Moeser M.A., Dr. Jan-Philipp Stock, Rolf Dubb B.Sc. M.A., Dr. Simon Althaus, Bernd Hochgreve

Torsten Moeser, Leiter der internen Aus- und Weiterbildung bei den Maltesern Neckar-Alb, Erwachsenenpädagoge und Notfallsanitäter, hat die Fortbildungsreihe ins Leben gerufen und gemeinsam mit Rolf Dubb aus der Akademie der Kreiskliniken Reutlingen für den Landkreis Reutlingen konzipiert. Mit Unterstützung der Klinik für interdisziplinäre Notfallmedizin und deren Chefarzt Stefan Kühner, dem DRK Reutlingen und der Firma AIRmedics gelang es, ein anspruchsvolles und am Bedarf orientiertes Programm an der Akademie der Kreiskliniken Reutlingen zu etablieren. Seit Oktober vergangenen Jahres kommen nun mehrfach im Jahr Mitarbeitende der Kreiskliniken sowie Personal der Hilfsorganisationen zusammen, um besondere Maßnahmen zu trainieren, sich fortzubilden und – was den Organisatoren mindestens genauso wichtig ist – um miteinander ins Gespräch zu kommen. „Wir wollen die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis verbessern“, so Chefarzt Kühner aus Reutlingen. Oftmals bleibt bei der Übergabe von Notfallpatienten wenig Zeit zum Austausch – hier bieten wir dafür eine perfekte Plattform an“, ergänzt Moeser. Das jeweilige Ausbildungsprogramm wird interdisziplinär in der Kursleitung besprochen und vereinbart – mit im Boot sitzen hier Torsten Moeser von den Maltesern, Rolf Dubb von der Akademie der Kreiskliniken, Dr. Stefan Kühner, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der Kreiskliniken Reutlingen, Dr. David Häske vom DRK sowie Dr. Christoph Zimmermann von AIRmedics, der auch ärztlicher Verantwortlicher für den Rettungsdienst bei den Maltesern Neckar-Alb ist.

Der jüngste Fortbildungsabend bestand aus zwei Workshops und zwei Vorträgen – wobei alle Teilnehmenden alle Stationen durchlaufen. Simon Althaus, Anästhesist und einer der Geschäftsführer bei AIRmedics, sprach in seinem Vortrag über das Gerinnungsmanagement in der Akutversorgung und erklärte dabei, dass auch einfache Mittel eine starke Wirkung entfalten können: Wie etwa der Wärmeerhalt des Patienten, den auch Laien bereits in der Ersten Hilfe erlernen. „Es lohnt sich, den Patienten warmzuhalten“, erklärte Althaus, insbesondere auch im Hinblick auf die bessere Gerinnung bei bedrohlichen Blutungen, um die es in einem der beiden Workshops noch gehen sollte. Darauf müsse auch in der Notaufnahme großen Wert gelegt werden: „Die Patienten werden zur Untersuchung in der Zentralen Notaufnahme schnell entkleidet – dann sollte aber auch schnell an den Wärmeerhalt gedacht werden“, so Althaus weiter. Schnell wird es indes deutlich fachlicher, wenn es darum geht, die medikamentösen Möglichkeiten in der Schocktherapie zu erörtern und wie diese sich jeweils auf die Gerinnung auswirken. „Tranexamsäure führt nicht zu mehr Schlaganfällen oder Herzinfarkten“, betonte der Mediziner beispielsweise mit Verweis auf die aktuelle Studienlage.

Beeindruckend waren indes auch die praktischen Stationen. Die Atemwegssicherung über die Koniotomie, also die notfallmedizinische chirurgische Eröffnung des Kehlkopfs, umgangssprachlich als „Luftröhrenschnitt“ bezeichnet, konnten die Teilnehmenden der Kliniken und der Rettungsdienste etwa an Schweinekehlköpfen üben. „Der Aufbau des Kehlkopfes bei Schwein und Mensch ist sehr ähnlich, was hier geübt wird, sorgt für Handlungssicherheit im Notfall“, betonte Moeser. Die Koniotomie beispielsweise sei die letzte Rückfallebene, wenn alle anderen Methoden zur Atemwegssicherung, wie etwa die Intubation, das verbringen eines Beatmungschlauches in die Luftröhre, ohne Erfolg bleiben würden. Entsprechend selten werden die Notfallmediziner damit konfrontiert – und doch kann dieser Eingriff im Ernstfall lebensrettend sein. „Hier können unsere Teilnehmenden das richtige Tasten am Kehlkopf üben, bekommen ein Gefühl für diesen Eingriff und können sich auch nochmal mit den anatomischen Besonderheiten und Strukturen vertraut machen“, so Rolf Dubb, Fachbereichsleiter Weiterbildungen an der Akademie der Kreiskliniken Reutlingen.

Angeleitet wurden die Teilnehmer dabei unter anderem von Jan-Philipp Stock und Simon Althaus, beide erfahrende Notfallmediziner und auch selbst als Notarzt aktiv, die zu den Gründern des 2020 entstandenen Unternehmens AIRmedics gehören. Das AIR steht dabei für Anästhesie, Intensiv- und Rettungsmedizin. „Wir wollen mit unseren Fortbildungsangeboten den hohen Qualitätsstandard in der Notfallmedizin in der Region erhalten und weiter verbessern“, erklärt Althaus. In Zusammenarbeit mit den Maltesern, den Kliniken und dem DRK sei dabei die Fortbildungsreihe in der Akademie der Kreiskliniken entstanden. Die rund 30 Teilnehmer der aktuellen Fortbildungsveranstaltung, bei der auch der Umgang mit stark blutenden Wunden geübt wurde, zeigten sich rundum zufrieden. Torsten Moeser wundert das nicht. „So realistisch können wir sonst nur selten üben.“ Insbesondere für den Nachwuchs sei das wichtig, betont auch Rolf Dubb: „Gerade jungen Menschen in der Notfallmedizin geben wir dabei Handlungssicherheit mit auf den Weg. Und wir fördern den interprofessionellen Austausch – zum Wohle aller Patienten.“  Um den Austausch unter den Teilnehmern zu ermöglichen, kommt auch der gesellige Teil nicht zu kurz, da kommunikative Ecken in der Akademie es ermöglichen, sich bei einem Getränk und einem Snack, der bei dieser Veranstaltung auch gereicht wird, zusammenzufinden und fachliche auszutauschen. Diese bewährte Zusammenarbeit, da waren sich alle Organisatoren der jüngsten Fortbildung einig, soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.


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